Eine neuzeitliche Analyse der Ergebnisse nach thermochemischen Behandlungen und funktionellen Beschichtungen
Der grundlegende Prozeß der GDO(E)S-(Glow Discharge Optical Emission
Spectroscopy) Tiefenprofilanalyse ist das Prinzip der
Kathodenzerstäubung durch ein Argon-Glimmentladungsplasma, das man durch
eine spezielle geometrische Anordung des Entladungsraumes
(Glimmentladungslampe) erreicht. Dabei werden positiv geladene
Argonionen aufgrund des elektrischen Feldes in Richtung auf die
Probenoberfläche beschleunigt. Beim Aufschlag auf die Probenoberfläche
werden hierbei durch kinetische Prozesse Probenatome herauseschlagen.
Analysiert wird dabei eine in der Regel kreisrunde
Probenoberflächefläche mit einem wahlweisen Durchmesser von 2,5 mm oder 4
mm, je nach Anodendurchmesser. Durch die Kathodenzerstäubung entsteht
ein immer tiefer werdender Krater, wobei im Idealfall planparallel zur
Probenoberfläche, Schicht für Schicht, abgetragen wird. Das
entsprechende Kraterprofil ist sowohl von den Entladungsbedingungen als
auch von der Probe selbst abhängig. Die Erosionsgeschwindigkeit ist
dabei eine Funktion der Entladungs-bedingungen und der
Elementzusammensetzung in der Probe. Die herausgeschlagenen Probenatome
diffundieren in den Entladungsraum und werden darin angeregt. Dabei
emittieren die verschiedenen Elemente eine ihrer Atomart
charakteristische Strahlung. Diese Strahlung gelangt nun über eine Optik
in ein Vakuum-Gitter-Spektrometer. Dort wird Strahlung an dem Gitter
spektral zerlegt und die einzelnen Strahlungsanteile elementabhängig an
genau definierten Orten mit Hilfe von CCD- (charge coupled device)
Zeilen gemessen.
Die Intensitäten, die an den CCDs gemessen werden, sind dabei in etwa
proportional zum Elementgehalt in der Probe. Die CCD-Optik ermittelt
somit simultan ein Emissionsspektrum der Probe. Eine zeitsimultane
Messung aller CCDs gewährleistet, daß alle Elemente pro Tiefenabschnitt
erfaßt werden können. Die Scanfrequnenz über ein Komplettes Spektrum
beträgt 10 Hz, d. h. für die Tiefenprofilanalyse können 10 Messungen/s
ermittelt werden. Daraus folgt, daß die minimale Schichtdicke die noch
analysiert werden kann, je nach Material, ca. 50 nm bis 100 nm beträgt.
Die GDOES ist ein lateral integrierendes Verfahren, das eine sehr
gute Tiefenauflösung aufweist Und wegen der hohen
Zerstäubungsgeschwindigkeit für die Analyse von technischen Schichten
prädestiniert ist.
Innerhalb kürzester Zeit (in der Regel 1 bis 3 Minuten) werden an
einer nitrierten oder nitrocarburierten Randschicht folgende Parameter
mit sehr hoher Genauigkeit gemessen, protokolliert und in einem
geeigneten Ausdruck visualisiert und elektronisch gespeichert:
Verbindungsschichtdicke Dicke des
Porensaumes Konzentrationsprofil aller in der analysierten Randschicht
gelösten Elemente, insbesondere N, C, Cr, O, Mn, S.
Gleich ausgezeichnete Ergebnisse werden bei anderen thermochemischen
Verfahren – wie z.B. Carbonitrieren, Borieren, Oxidieren und Aufkohlen
und bei funktionellen Beschichtungen erzielt.
An dem neu entwickelten Gerät besteht die Möglichkeit nicht nur plane
Oberflächen zu messen, sondern – mittels einer besonderen
Anodenkonstruktion – auch die Messung von gekrümmten Oberflächen bis hin
zu einem Radius von 2 mm.
Bedingt durch das schnelle Ergebnis der Messungen, kann die in der
Anlage befindliche Charge bei Bedarf korrigiert werden. Das Meßverfahren
eignet sich zur onlineSteuerung des gesamten Nitrierprozesses.
Gesammelte Erfahrungen über einen Zeitraum von knapp 15 Jahren in einer
Betriebshärterei und einer Lohnhärterei bestätigen diese Aussagen.
Die sehr gute Reproduzierbarkeit der Meßergebnisse mittels GDOS haben
drei große Automobilhersteller (Volkswagen, DaimlerChrysler und BMW)
veranlaßt, bei einem bestimmten Spektrum kritischer Bauteile die
GDOS-Prüfung in interne Meßprotokolle und in Meßberichte der Zulieferer
vorzuschreiben.
_________________________________________________________________________________
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Interesse an diesen Beiträgen?
-
Autor: Dr.-Ing. Olaf Irretier, Industrieberatung für Wärmebehandlungstechnik IBW Dr. Irretier Vortrag vom 11.02.2010 im ETP Hannover ...
-
Autor: Dr.-Ing. Olaf Irretier, Industrieberatung für Wärmebehandlungstechnik IBW Dr. Irretier Einführung D er Beitra...
-
Dr.-Ing. Olaf Irretier, Industrieberatung für Wärmebehandlungstechnik IBW Dr. Irretier 1. Einführung In jedem stromdurchflo...
-
Autor: Dr. Olaf Irretier, Industrieberatung für Wärmebehandlungstechnik IBW Dr. Irretier (Kurzfassung) x D as Charakteristikum der Pulv...
-
Ein Handbuch mit dem gewissen Etwas Vor den Weihnachtsfeiertagen 2014 ist mir das *Handbuch Induktives Löten* von Hans-Joachim Peter in d...
-
Eine neuzeitliche Analyse der Ergebnisse nach thermochemischen Behandlungen und funktionellen Beschichtungen ...
-
Praxishandbuch Härtereitechnik Schreiner/Irretier Vulkan Verlag gwi/ewi Anwendungen | Verfahren | Innovationen Das Praxishandbuch,...
-
Durch eine besondere Behandlung der Randschicht von Keramik haben Werkstoffingenieure die Möglichkeit geschaffen, aufgebr...
-
_________________________________________________________________________________
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen